Nautikblaues E320 Cabrio aus Japan

  • Hallo Miteinander,


    Hier also der Start meiner Japan-Cabrio Geschichte.


    Was ich mir da geangelt habe ist ein Nautikblaues 320er Cabrio. Mit blauem Verdeck und einer blauen Leder-Innenausstattung incl. blauer Schalttafel. Die Farbkombi ist bestimmt nicht jedermanns Sache, aber ich steh da total drauf. Meine Frau hat das Cabrio schon „blaue“ Elise getauft. Sonst hat der Hobel mit ATA, el.-Sitze mit Memory, Lederlenkrad, BF-Airbag, Ablagebox, zusätzlicher Blinkleuchte, 5-Gang-Automat, Tempomat, el.-Lenksäule, Armlehne, Klima-Automatik, Wärmedämmglas, Scheinwerferreinigung, 8-Loch, aktiv Bass, Sitzheizung, Infrarot eine ganz ordentliche Ausstattung. 103tkm auf der Uhr.


    Wie es dazu kam. Meiner Frau hatte ich vor 8 Jahren ein E220 Coupé „aufgeschwatzt“. Nach anfänglicher Skepsis hat sie den Hobel schätzen und lieben gelernt. War vom Zustand her sehr ordentlich und machte keine Probleme. Nur, dass die Kiste so wenig Leistung hatte, mochte sie nicht immer. Nach einiger Zeit meinten wir „so ein neuer Golf ist doch komfortabler“. Mit DSG, Navi, Standheizung und Anhängerkupplung wunderbar… ihr ahnt es bestimmt schon… sie vermisst ihren Mercedes. Also habe ich mich auf die Suche gemacht. W201, W202, W124 Limousine… nee, kein 201, zu klein, kein 202 zu modern! Also W124! .. die Cabrios sind schon sehr schön… ach! Mit Hardtop sieht der ja aus wie mein Coupé…. Golf wird verkauft.


    Anbei die ersten Fotos… das sind die aus der Versteigerung. Wer sich also auch einmal auf den Weg nach Japan machen möchte… mehr ist nicht. Man muss schon etwas :verwirrt: sein, wenn man so etwas macht.



    Gruß Holger, der auch noch weiter berichten wird

  • Hallo Miteinander,


    nein, ich war nicht in Japan und nein, der Hobel ist noch nicht unterwegs. Ist für euch vielleicht interessant wenn ich immer mal etwas schreibe wenn etwas passiert. Original-Fotos von der „blauen“ Elise stelle ich dann gerne ein.


    Ich gehe davon aus, dass der Ende März in Bremerhaven ankommt.


    Meine Erfahrung und es kann durchaus andere geben:


    Vom Preis und Aufwand her sind die Japaner keine Schnäppchen mehr. In den letzten Jahren sind sehr viele auf den Trichter gekommen die Fahrzeuge zu kaufen. Die Preise sind teilweise recht hoch. Beispiel: Neulich habe ich auf ein almadinrotes 320 Cabrio 15 k€ geboten. Bei dem hatte jemand bis 20k€ mitgeboten und den Hobel nicht bekommen. Der Verkäufer wollte mehr! Um bei dem Beispiel zu bleiben. Wenn ich den für 20k€ bekommen hätte, müsste ich rd. 2k€ für Handling, Transport, Bankgebühren, Auszollen,… bezahlen. Dann noch 10% Zoll plus 19% Einfuhrumsatzsteuer, also rd. 6k€. Das Fahrzeug hätte mich also 28k€ gekostet den in meine Garage zu bekommen. Scheinwerfer-Umrüsten, Wartung, evtl. Mängelbeseitigung… Ich denke für um die 30k€ bekommt man hier in D auch schon etwas ordentliches. Am Ende ist und bleibt es ein Japaner… Wiederverkauf? Also der hätte sich aus meiner Sicht auf gar keinen Fall „gelohnt“, auch wenn er erst 53.000km auf der Uhr hatte.


    Was reizt ist natürlich der Zustand der Kisten. Die Japaner mit Kohle, nur die können sich europäischen Luxus leisten, hegen und pflegen die Kisten. Werden meist in Fachwerkstätten gewartet und stehen in Garagen. Der TÜV in Japan (nennt sich Shaken) findet alle 2 Jahre statt. Den lassen die Eigner meist auch in der Werkstatt machen. Das hat zur Folge, dass die Fahrzeuge in der Regel gut gewartet sind. Die km-Leistung wird bei dem Shaken dokumentiert und spiegelt sich im Export-Zertifikat wider. Daraus erkennt man auch, wenn die Kiste seit Jahren nicht mehr bewegt wurde. Rostfrei, penibel durch Fachwerkstatt gepflegt, tolle Ausstattungen…. Die Gesetze in Japan entsprechen denen in Europa bzw. der ECE. Wodurch auch vor allem die Abgasklassen die gleichen wie bei uns sind. Umgerüstet werden müssen nur die Scheinwerfer und die Nebelschlussleuchte. Japan-Radios haben einen anderen Frequenzbereich, also auch tauschen.


    Ja, ja, es gibt hier immer wieder die Aussage „die Kisten stehen ständig im Stau“ was zwar geringe Laufleistungen aber hohe Betriebsstunden vermuten lässt. Es tauchen hier auch immer mal Fahrzeuge auf, bei denen das zu stimmen scheint. Aber diese Pauschalaussage kann ich nicht glauben, schon gar nicht bei einem Cabrio.


    Muss jeder für sich selbst entscheiden ob er sich so eine Kiste anlacht.


    Holger

  • Hallo Holger,
    genauso sehe ich das auch; ich importiere seit ca. 8 Jahren selber immer mal wieder einen W124er oder auch W210er 55 AMG Kombi; die Preise sind heftig gestiegen, aber die Karossen sind meist richtig gut und nicht mit deutschen Autos zu vergleichen; habe letzte Woche noch einen E320T W124er mit 92.000 km bekommen und im Februar kommt ein 300TD Turbo mit 168.000 km auf den ich besonders gespannt bin.
    Veil Spaß mit dem Cabrio!!
    Grüße
    Nigel

  • Viel Spaß damit.
    Ich persönlich hätte den „Mut“ bei den Preisen nicht. Kann euch aber aus eigener Erfahrung und Besichtigungsorgie recht geben, einen Guten hier zu finden ist echt schwer!


    Nur aus Neugier, auf welchen Portalen wird dort versteigert, finde so etwas spannend.

  • Hallo Holger,


    willkommen bei denen ohne Dach, viel Spass damit.
    War das ein Diplomaten- oder Regierungsfahrzeug, oder warum ist an der Stoßstange eine Standarte?
    Hast du das Holzlenkrad getauscht weil du Lederlenkrad schreibst?


    Gruß
    Franz

    "Ich fahre jeden Wagen, die Marke ist mir egal. Hauptsache er hat einen Stern auf der Motorhaube."

  • Hallo Miteinander, Hallo Franz,


    diese „Standarte“ sieht man bei den Japanern öfter. Da Japan ein Rechtslenker-Land ist und so wie bei meinem Cabrio gerne Linkslenker gefahren werden, ist das wohl eher eine Peilhilfe. Du sitzt im Linkslenker am Straßenrand und nicht an der Mittellinie. Das Holzlenkrad ist nachgerüstet. Muss ich mir erst einmal ansehen ob das drin bleibt oder ich wieder auf Vollleder gehe.


    Da sind ja noch so ein paar Basteleien an dem Fahrzeug.


    Wer einen Japaner hier in D kaufen möchte kann ja mal bei https://www.gassmann-gmbh.com/fahrzeugsuche-pkw.html vorbei schauen. Der hat ein Parkhaus voll mit den Kisten.


    Gruß


    Holger

  • Hallo Miteinender,


    mein japanischer Kontakt hat mir jetzt rd. 30 Bilder gesendet. Also ich finde den ganz schick! So ganz in blau. Hat was! Was mich freut ist, dass der offensichtlich noch ganz gut beieinander ist. Das hatte mir aber die Bewertung mit 4/B bereits angekündigt. Trotzdem nett zu sehen. Hier eine kleine Auswahl.


    Gruß


    Holger

  • Hallo Holger,


    das klingt ja recht spannend, hast Du vielleicht ein paar weitere Infos zum Kauf in Japan? Wie läuft denn so ein Kauf bei einer japanischen Auktion ab? Woher weiß man, in welchem Zustand das Auto ist? Wer hat in Deinem Namen mitgesteigert? Wer organisiert den Transport und die Verzollung?


    Viel Spaß mit dem Auto


    Andy

  • Hallo Andy,


    „recht spannend“ oder doch eher :arghs: . Denn eines sollte jedem klar sein, der sich auf so etwas einlässt. Es ist und bleibt ein „fast“ Blindkauf. Weshalb ich jedem nur dringend raten kann, ein ordentliches finanzielles Polster fest einzuplanen. In der Regel sind die Fahrzeuge ohne belegbare Wartungs-Historie. Wer es einfacher haben will kauft hier bei einem Händler der Japaner im Angebot hat.


    Der Ablauf ist in etwa… Deposit (1000$) überweisen sonst bietet der „Japaner“ nicht (wird später verrechnet). Nachdem man ein Fahrzeug interessant findet und das mitgeteilt hat, wird einem der „Japaner“ die Zustandsbewertung der Auktionsseite übersetzen. Jetzt überlegt man sich was einem die Kiste wert ist. Diesen Wert teilt man mit…. warten…. Zu wenig? Kiste nicht bekommen… also weitersuchen. Wenn es deiner geworden ist wird anschließend der Kaufpreis plus Provision überweisen, anschließend Schiff-Transportkosten überweisen. Dann für/in D Handling und Hilfe für die Auszollung überweisen, Zoll plus Einfuhrumsatzsteuer überweisen, Transport innerhalb D selber oder beauftragen, Umrüstung und Wartung selber oder beauftragen, TÜV-Vollabnahme, Zulassung.


    Ja, es wird oft überwiesen. Am Ende hat man einen Japaner mit seinen evtl. Länderspezifischen Eigenheiten. Ich werde hinten nur ein kleines Nummernschild dran bekommen auch die seitlichen Blinker identifizieren sofort den Japaner. Also als Sammler/Wiederverkäufer vielleicht nicht das Richtige?! Ich will meinen sehr lange behalten.


    Der „Japaner“ bekommt seine Provision für das Übersetzen der Bewertungsblätter, die Abwicklung des Exportes (Papierkram) in Japan bis aufs Schiff. Während die Kiste auf dem Kahn steht (kein Container sondern RoRo-Fähren, 6-8 Wochen) kann man sich in Bremerhaven jemanden suchen, der einem bei der Auszollung hilft (rd. 100€) bzw. das weitere Vorgehen überlegen. Parallel läuft noch etwas Papierkram.


    Ich werde es wohl so machen, dass ich das Cabrio zu einem Mercedes-Spezialisten bringen lasse, der dann die Umrüstung und die Vollabnahme machen wird. Mit den dann zugesandten Papieren werde ich zur Zulassungsstelle gehe und mit den frischen Kennzeichen den Hobel abholen. Das zusammen kann rd. 3 Monate dauern und man sollte etwas Englisch können.


    Gruß


    Holger

  • Hallo Miteinander,


    jetzt habe ich den Transport-Termin erhalten. Der Hobel kommt entweder auf dem vehicel carrier „Tijuca“ vom 11.2. bis 27.3. nach Bremerhaven oder mit der „Carmen“ vom 20.2. bis 4.4.


    Die Schiffe kann man, wenn man mag, mit dem Namen auf https://www.marinetraffic.com ansehen und die Route verfolgen. Diese schwimmenden Parkhäuser fahren entweder rechts- oder linksherum um die Erde. Sprich Japan-Pazifik-Panamakanal-Atlantik oder Japan-Indischer Ozean-Suezkanal-Mittelmeer. Immer mit einigen Zwischenstopps zum be- und entladen.


    Kosten dafür habe ich noch nicht. Dürfte aber so um die 900€ kosten.


    Gruß


    Holger


    PS: die Cabrio-Beilage zur Bordmappe wird ja in Gold aufgewogen! Habe die bei der Bremen Classic für 119€ gesehen. Im Netz nicht unter 80€ zu bekommen….
    PPS: in den Mopf II-Prospekten ist, so weit ich das gesehen habe, die 8-Lochfelge in der lackierten Version abgebildet. Von wegen Mopf II und glanzgedreht…

  • Hi Holger,


    sieht sehr gut aus (was so zu sehen ist).
    Ich kann mir vorstellen dass du kaum erwarten kannst bis der Wagen vor dir steht... Ich würde durchdrehen :crazy:


    Was die kosten betrifft, es kommt schon einiges zusammen.
    Habe letztes Jahr ein Wagen aus der Schweiz geholt und dacht das ist ganz schon teuer aber nach dem ich bei dir alles gelesen habe :pflaster:


    Grüße
    Claudio

  • Hallo Miteinander, Hallo Claudio,


    Ja, ich muss öfter Geld überweisen. Das bedeutet allerdings nicht, dass es am Ende bzw. in Summe sehr viel sein wird…


    Ein Fahrzeug ist immer genau so viel Wert wie jemand bereit ist dafür zu bezahlen.


    Ja, das Warten ist etwas anstrengend, aber es ist Winter und ich kenne das bereits. Nicht so schlimm. Vorfreude ist auch etwas feines.


    Ich lenke mich etwas ab mit der Suche nach Bedienungsanleitungen, Windshotts, Radio, Hardtop, … Schlüsselanhänger… :phat:


    Gruß


    Holger

  • Hallo Miteinander,


    Was gibt es neues aus Japan? Der Hobel steht seit 11.2. auf dem Schiff. Nächster Zwischenstopp soll am 26.2. bereits im Mittelmeer sein!


    Diese Woche habe ich die Rechnung für den Transport bekommen. 1050€ und damit etwas höher als erwartet. Damit ist klar was ich in Summe zu verzollen bzw. an Einfuhrumsatzsteuer zu bezahlen habe. Auch habe ich in Bremerhaven jemanden gefunden, der sich um die Auszollung und den Transport zu einer Werkstatt kümmert, die die Umrüstung und die Vollabnahme machen soll.


    Jetzt fehlt noch der Papierkram aus Japan. 1x Exportzertifikat (im Wesentlichen die Fahrzeugdaten mit ein paar Stempeln) und 1xBill of Lading (Frachtbrief, wurde bereits abgeschickt).


    So ein wenig habe ich mich um ein paar andere Dinge gekümmert wie z.B. die Bedienungsanleitungen, Reparaturhandbuch, ein Prospekt, Kennzeichenblende, kleiner Zwilling…


    Ich bin ziemlich neugierig auf die Fahreigenschaften. Mein Letztes Cabrio war auch ganz nett und hat Spaß gemacht!


    Gruß Holger