Rostloch im vorderen Längsträger

  • N'Abend zusammen!


    Nach einiger Zeit gibt es jetzt mal wieder ein schwereres Problem mit meinem T-Modell.


    Ich wollte heute im vorderen linken Radhaus einen Rostansatz um den Stehbolzen am Längsträger wegmachen, der die dort verlaufende Bremsleitung hält. Von außen sah es durch den U-Schutz wirklich nur wie ein oberflächlichert leichter Ansatz aus, bis ich das ganze mal freigelegt hatte (Siehe Bilder im Anhang). Das Loch ist in der Form ungefähr so groß wie eine 20 ct Münze. Ich vermute mal, dass hier die Halterung der Bremsleitung am Stehbolzen über die Jahre Nässe und Rost "reinvibriert" hat und es im Verborgenen gegammelt hat...


    Das ist jetzt natürlich nicht ganz so toll, da ich mal stark davon ausgehe, dass dort am Längsträger alles als tragendes Teil gilt und nach dementsprechend penibel-TÜV-konformem schweißen verlangt :dos:


    Dementsprechend wollte ich einfach mal ins Forum fragen, wer alles Erfahrung mit dieser Stelle hat. Bzw. ob das wirklich nur zu hartgesottenen Preisen beim Karosseriebauer zu retten ist, noch theoretisch unter Anleitung in Eigenregie funktioniert oder ob der Benz im schlimmsten Fall Schrott ist :pinch: Ich selber hab bis jetzt nur Kleinigkeiten an nicht-tragenden Teilen geschweißt und möchte das dementsprechend nicht alleine einschätzen. Da man am Träger ja wenn dann nur überlappend schweißen darf, stell ich mir die Frage, ob man die Stelle dann von "innen" überhaupt wieder nachhaltig versiegelt bekommt? Oder ob sich hier ein ewiger Rostherd auftut. Natürlich musste das jetzt gerade passieren, wo ich am kommenden WE die Scheibenrahmen vom Kofferraum angehen wollte :wacko:


    Bin für Tipps, Tricks und Nachfragen natürlich mega dankbar! Freue mich schon, was ihr so dazu zu sagen habt


    Liebe Grüße,

    Sebastian


    PS: Die Bremsleitung habe ich beim Freilegen der Stelle natürlich an allen Befestigungspunkten in der Nähe ausgehängt und vorsichtig auf die Seite geschoben. Plus nur mit einem kleinen Dremel gearbeitet, um ja nichts zu beschädigen bzw. in die Nähe der Leitung zu kommen.

  • An der Stelle problemlos schweißbar.


    Am besten rechteckig den gesamten Rostbereich rausschneiden.

    Dann passendes Reparaturblech aus 1,5 mm bis 2mm Blech zurechtschneiden. So, dass du mindestens rundherum 0,5 mm über dem Ausschnitt bist. Also, wenn das Loch z.B. 6 x 8 cm ist, das Blech 7x9 cm bis 8x10 cm zuschneiden.


    Dranhalten und markieren, wo der Bolzen sitzt. Dann passendes Loch ins Blech bohren und Bolzen durchschieben und von hinten festschweißen. Wahrscheinlich kannst du deinen Bolzen sogar dafür wiederverwenden.


    Vor dem Einschweißen den 21 mm Stopfen neben der Stelle entnehmen und dort während des Schweißens mit Druckluft Brände löschen. Da könnte Fett drinnen sein, dass brennt. Ist aber mit Druckluft kein Problem.


    Zum Verschweißen dann kurze 1-2 cm Nähte ziehen mit etwa dem selben Abstand.

    Anschließend sauber verschleifen.


    Vor der Arbeit würde ich die Bremsleitung trennen. Der Verbinder sitzt etwa unter auf Höhe der Pedalerie unter dem Auto und dort kannst du problemlos lösen. Musst halt nur nach der Reparatur wieder anschließen und den hinteren Bremskreis entlüften. Wenn die Leitung gelöst ist, kannst du die im Radhaus vorsichtig soweit wegbiegen, dass du sauber flexen und schweißen kannst.


    Statisch unwichtige Stelle. Alleine der 21 mm Stopfen neben deinem Loch zeigt doch, dass du auch innen problemlos nach der Arbeit versiegeln kannst. Sonde rein und gut ist. Selbst wenn du das nicht machst.....der Rost kam und kommt an der Stelle wenn von außen.

  • Danke schonmal für die Antworten!


    Wenn es an der Stelle so geht, versuche ich es denke ich selber. Dass über den Stopfen ne Sonde reinkann, hab ich in der Aufregung total vergessen, danke nochmal für den Hinweis!

    Mit der Bremsleitung werd ichs dann auch so machen wie beschrieben, werd vermutlich nach der eigenen Entlüftung sowieso nochmal zeitnah in die Werkstatt, weil ohnehin demnächst die gesamte Bremsflüssigkeit getauscht werden sollte und ich bei Bremssachen aus Gewissensgründen meist lieber nochmal nen' Fachmann drüberschauen lasse.


    Beim Bolzen werde ich mal schauen, ob ich den wiederverwende, das Gewinde vom alten sieht ziemlich fertig aus (auch wenn diese Schraube ja eigentlich fast nie gelöst wird). Aber das ist definitiv das kleinste Problem.


    Nochmal vielen dank, ich halte euch auf dem Laufenden!



    Bis dann,

    Sebastian

  • An einer selbst tragenden Ganzstahlkarosserie gibt es keine "nicht tragenden" Teile, das sind bestenfalls Anbauteile wie Türen, Motorhaube oder vielleicht noch Kotflügel.


    Kannst du ganz normal reparaturschweißen...

    Ich bezog mich wie gesagt auf die entsprechenden TÜV-Richtlinien zum Schweißen. Dass eine Selbsttragende Karosserie wenig hat, was nicht irgendwie mitträgt, ist de-facto natürlich komplett richtig. Ist sicherlich auch TÜV-Mann-abhängig aber hab es auch schon bei anderen Autos erlebt, dass der TÜV zwar bspw. bündiges Schweißen an einem kleinen Teil der oberen hinteren Seitenwand unter Verweis auf "kein tragendes Teil" ohne Probleme, aber bspw. einen vorderen Querträger unter Verweis auf "tragendes Teil" nur überlappend von einem zertifizierten Fachmann zugelassen hat. Dementpsrechen wollte ich nur auf Nummer sicher gehen :thumbup


    Bis dann,

    Sebastian

  • Naja, die TÜV Richtlinien sagen dazu eher wenig, dazu gehts ums Thema Fachgerecht, bzw. nach Herstellervorgaben und in dem Bereich gibt es viel Interpretationsspielraum...

    Wenn ich z.B. in mein Fachbuch schaue, wie ne Abschnittsreparatur von nem Längsträger aus zu sehen hat, tja, die da wird versetzt ausgeklinkt und geschnitten...
    Wenn ich in die Mercedes Benz Herstelleranweisung schaue zur Abschnittsreparatur eines Längsträgers, dann wird der einfach durchgeschnitten und stumpf angeschweißt.
    Wenn der TÜVler mir sagt, n Blech muss abgesetzt werden, gelocht und gepunktet werden dann kann ich mein Fachbuch raus holen in dem steht, dass man nach VDS bis 4mm Blechstärke auch auf der Kante punkten darf...

    Wenns am Schluss vernünftig verputzt und versiegelt ist, ist von ner gescheiten Schweißreparatur eh nix zu sehen was der TÜV noch kontrollieren könnte...

    Darüber hinaus ist das Thema "zertifizierter Fachmann" sowieso falsch. Es gibt im KFZ Karosseriebereich keine "Zertifizierung". Es gibt zwar Herstellerseitige Zertifizierungen für Unfallinstandsetzungen und Garantiearbeiten, die aber rein rechtlich keine Bedeutung haben. Abgesehen von der Meisterpflicht im gewerblichen Bereich darf jeder Hobbybastler der meint, er könnte, bis auf wenige Ausnahmen im Bereich Sprengstoff & Kältemittel an nem Auto machen, was er will. Das muss natürlich fachgerecht sein, sprich nach den anerkannten Regeln der Technik / Herstellervorgaben, das war es aber auch. Da gibt es natürlich Dinge die man nicht schweißen Darf wie z.B. nen Bremssattel oder nen Achsschenkel, aber Karosserie Blechteile gehören da nicht zu, außer der Hersteller untersagt dies ausdrücklich. Ist aber beim 124er Längsträger nicht der Fall.
    Du kannst also als Bäcker oder Bademeister deine Karosserie um die Fahrgestellnummer aus Tafelblech nachbauen, ist völlig zulässig.

    Im NFZ Bereich ist das alles noch viel entspannter, da kannst du als Laie wenn du die Richtlinien einhälst, alles ab Fahrzeugrahmen aufwärts selber bauen, sprich Hilfsrahmen, Aufbau, Anbauteile, usw. usf. Du kannst dir auch nen ganzen Anhänger außer Achse und Deichsel selber bauen, kein Problem...

    KFZ Meister lernen übrigends das Thema "Schweißen, Karosseriebau, Unfallinstandsetzung" seit gut 15 Jahren nur noch in nem 10 Tages Teil und die Prüfung ist in dem Bereich auch seit über 15 Jahren nur noch Multiple Choice aufm Papier... Nur mal so am Rande erwähnt...

  • Da hatte ich dann in der Tat eine Wissenslücke, danke für die Aufklärung! :thumbup Bin da vermutlich wie gesagt auch immer etwas übervorsichtig, weil der TÜV bei uns gerade in der Kombination alte Autos und Schweißen besonders genau hinschaut (was ja richtig ist), aber manchmal die entsprechenden Kriterien bisschen chaotisch kommuniziert. Als jemand, der hauptsächlich mit Technik und weniger mit Karosserie zu tun hat, ist es dann manchmal schwer, da den Durchblick zu bekommen. Dementsprechend wie gesagt vielen Dank für die ausführliche Aufklärung!

  • Eine Frage bezüglich der Versiegelung hätte ich noch: Wenn ich's richtig verstanden habe, bleibt beim geschweißten Blech noch teilweise ein Kantenspalt, da die Nähte nicht durchgehend gezogen werden. Für die spätere Abdichtung davon hätte ich hier noch v.a. Karosserie-Dichtmasse und einen Zinnersatz-Spachtel von 3M (soll wohl als gespachtelte Zinn-Alternative korrosionsschützender und elastischer als "normaler" Spachtel sein). Würde da mal noch in die Runde fragen, was sich hier mehr anbietet. Habe bis dato bei meinen kleineren Reparaturen mit der Dichtmasse ganz gute Erfahrungen gemacht, hab aber keine Ahnung wie das an so einer Stelle aussieht, die im Ernstfall ständig Wasserduschen etc. vom Rad abbekommt. Von Vibrationen etc. durch die Bremsleitung an ihrem Befestigungspunkt ganz zu schweigen. Plus natürlich, wie später der U- und Steinschlagschutz darauf haften.


    Danke schonmal im Voraus und bis dann!

    Sebastian

  • Hallo

    Ich bin Karosseriebauer also entweder zusammenflicken oder fachgerecht reparieren.

    Von außen großflächig abschleifen um zu sehen wie weit der Rost geht. dann ausschneiden. Überprüfen ob innen der Rost noch weiter geht. Gegebenenfalls noch weiter ausschneiden, incl dem Loch für die Holraumversiegelung. Blech,1,2mm, anfertigen mit allen Sicken und Kantungen. Stehbolzen einschweissen, Loch bohren und stumpfstos einschweissen. Naht verschleifen und alles neu versiegeln. Durch das Loch mit Schwanenhals spritzen und wenn alles gut trocken ist Hohlraumversiegelung.

    Gute Arbeit hat seinen Preis

    LG Wolfgang 🙂

  • .. was ich mich frage .. wie sieht es denn überhaupt unter dem Unterbodenschutz aus? Das wird doch nicht der einzige Punkt sein wo es kritisch ist .. oder bald wird?! Der PVC Unterbodenschutz wirkt bei dem Alter doch eher Rostfördernd .. die Feuchtigkeit kriecht zwischen Blech und UBS und auf Dauer geht das nicht gut!

  • Also wenn du offene Nahtstellen hast, ist das kein Problem.
    Wichtig ist den Rost richtig zu entfernen, entweder in dem man ihn rausschneidet oder in dem man den Bereich Sandstrahlt.

    Dann muss da ne Grundierung drauf und da muss man aufpassen, dass man auf die Grundierung Nahtabdichtung auftragen darf. Das ist bei allen Grundierungen der Fall, auf die man spachteln darf, letzteres sind aber sehr wenige...

    Offene Blechstellen, etc. wird einfach mit Karosseriedichtmasse ausgebessert. Da gibt es billige auf PU Basis und hochwertige auf MS Polymerbasis. Ich hab solche Stellen dann einfach mit nem Pinsel und Karosseriedichtmasse beigearbeitet und hinterher die Karosseriedichtmasse nochmal aufgespritzt, das sieht 100%ig aus wie Original und dann kann auch kein TÜVler mehr erkennen, das was geschweißt wurde...

    Ich hab mal irgendwann n Heckblech gemacht, da wurde mir vom Versicherungssachverständigen Versicherungsbetrug unterstellt, weil das Original wäre und nicht erneuert wurde ^^

  • .. was ich mich frage .. wie sieht es denn überhaupt unter dem Unterbodenschutz aus? Das wird doch nicht der einzige Punkt sein wo es kritisch ist .. oder bald wird?! Der PVC Unterbodenschutz wirkt bei dem Alter doch eher Rostfördernd .. die Feuchtigkeit kriecht zwischen Blech und UBS und auf Dauer geht das nicht gut!

    Das ist in der Tat eine gute Frage, aber bis jetzt habe ich nahezu keine andere Stelle entdecken können, an der es sich in ähnlicher Weise sichtbar andeutet. In der Nähe der Tragekonsole für die vorderen Querlenker ist an ein paar Endblechfalzen der Unterbodenschutz abgeplatzt, dort habe ich aber nur Flugrost finden können. Bekannte Roststellen sind momentan eher abseits vom Unterbodenschutz (siehe Fensterrahmen hinten), bis auf die linke Stoßstangenaufnahme, an die ich auf mal ran muss. Ist die exakt gleiche Stelle wie unter dem Wischwasserbehälter, nur auf der anderen Seite. Die Stelle um den Wischwasserbehälter musste ich letztes Jahr auch schweißen.

  • Muss mich jetzt leider doch nochmal einklinken: Habe jetzt mal etwas Platz gemacht und das Loch und den Rost richtig freigelegt. Grundsätzlich ist das Problem, dass das Loch und der Rost drumrum gerade auf einem Teil dieses dreiecksförmigen Verstärkungsprofils sitzen, das in dem Blech eingepresst ist (ich vermute mal zur Aufprallstabilität etc.) und etwas über die Höhe der restlichen Blechfläche herausragt. Bevor ich das ganze ausschneide hab ich im Vorfeld versucht, mal ein ungefähres Reparaturblech für die Stelle anzufertigen, das die Konturen des Originalprofils an der Stelle mitnimmt. Muss aber leider sagen, dass das vermutlich meine Fähigkeiten und meine Ausstattung im Bereich Karosseriebau übersteigt. Ein glattes Blech auf einer ebenen Oberfläche wäre kein Problem, aber das Profil macht durchaus Höhenunterschiede von bis zu 3 mm aus und auch die Formgebung ist zu komplex, als dass ich da selber was anfertigen könnte.

    Wenn es da noch irgendwelche Lösungsansätze gibt, könnt ihr mich gerne aufklären. Aber ich denke so wies aussieht ist es besser, ich lass es beim Karosseriebauer machen. Sonst wird es einfach zu pfuschig :dos:


    LG