Beiträge von Sterndevot

    Hallo Liebe 124er,


    bin stolzer Besitzer eines A124 Cabrio (E200) mit dem M111-Motor (124.060), Baujahr 1997. Mein Tempomat hat „gesägt“, das heißt die Geschwindigkeit pendelte um den eingestellten Wert, zum Bsp. bei gewünschtem Tempo 100 zwischen 98 und 102 Km/h.Die Geschwindigkeitsregulierung bei diesem Fahrzeug besteht aus einem mecha-tronischen Regelkreis mit den KomponentenGetriebewelleTachowelleTachoHallgeber am TachoVerkabelung zum Steuergerät und seinem Schalter (der Hebel an der Lenksäule)Verkabelung zur DrosselklappeDrosselklappe mit Stellmotor


    A: In der Fehlerdiagnostik ging ich durch logisches Ausschließen vor: Da die Regelung im Prinzip funktionierte und auch die Speicher- Beschleunigungs- und Verzögerungsfunktion des Hebels schien mir ein elektrischer/elektronischer Defekt unwahrscheinlich. Das „Sägen“ bedeutete lediglich einen Präzisionsverlust, also eine Ungenauigkeit, für die ich einen Schlupf in den mechanischen Komponenten des Regelkreises verantwortlich machte (Getriebewelle, Tachowelle, Tacho, Hallgeber, Drosselklappe mit Stellmotor).


    B: Welches mechanische Teil ist am preiswertesten zu beziehen und am leichtesten auszutauschen? Der Hallgeber (37 €). Bei jedem Wechsel eines Lämpchens im Kombiinstrument kann man ihn sehen. Ein Defekt der Tachowelle ist unwahrscheinlich, wenn die Nadel des Tachometers nicht zittert.C: Vorgehensweise:→ Entfernung der Fußmatten der Fahrerseite→ Ausklicken der Tachowelle hinter der Fußpedalerie aus dem Metall-clip→Vorsichtiges Herausziehen des gesamten Kombiinstrumentes mit den Auszieh-Häkchen von Mercedes (gibt’s bei eBay im Zubehör). Achtung: Nur an den vorgesehenen Stellen des Kombiinstrumentes die Häkchen ansetzen, sonst zerstört Ihr das Gehäuse. Haltet die Griffe der Häckchen in der Faust, dabei sollen die Metallhäkchen zwischen Zeige- und Mittelfinger ragen. Stützt Euch mit den Daumen am Lenkrad ab und beginnt kräftig wechselseitig zu ziehen, ohne Ruck, bis das Kombiinstrument aus dem Armaturenbrett gleitet. Das ist eigentlich der schwerste Part der Operation. Zieht nur so weit, bis Ihr mit den Fingern hinter das Kombiinstrument kommt. Keinesfalls weiter, weil sonst die Tachowelle beschädigt werden könnte.→Lösen der Tachowelle vom Kombiinstrument durch Aufschrauben ihrer Überwurfmutter mit den Fingern und Herausziehen der Welle aus ihrem Tacholager.→Lösen sämtlicher elektrischer Steckverbindungen von der Rückseite des Kombiinstrumentes. Merkt Euch den Sitz der Glühlampen.→Jetzt könnt Ihr das ausgebaute Kombiinstrument umdrehen und den Hallgeber an seiner Schraube lösen. Er kann dann ganz leicht abgezogen und durch einen neuen ersetzt werden.→Danach kann das Kombiinstrument wieder eingebaut werden. Verbindet wenn möglich zuerst wieder die elektrischen Stecker an der Rückseite, Verwechslungsgefahr ist nicht möglich, nur bei den Lämpchen. Als letztes dann wieder die Tachowelle vorsichtig in ihr Lager einführen. Auch dieser Part ist zuweilen etwas knifflig und man muß etwas am Gehäuse ruckeln, bis es paßt. Dann, aber auch nur dann, läßt sich die Überwurfmutter der Tachowelle wieder leicht verschrauben. Jetzt nochmals hinter das Kombiinstrument leuchten, daß alles seine Richtigkeit hat und nun vorsichtig das Gehäuse in die Aussparung des Armaturenbrettes zurückdrücken. Ganz wichtig: Kein Kabel einklemmen!→Am Schluß wieder die Tachowelle im Fußraum festklicken und die Teppiche verlegen. Fertig.


    D: Ergebnis: Volltreffer!!! Der Hallgeber war’s. Der Wagen hält wieder seine Geschwindigkeit exakt beim eingestellten Wert. Kosten 37 €. Dauer 30 min.


    Differentialdiagnose: Als nächsten Schritt hätte ich beim Mißerfolg den Tacho gewechselt. Der ist zwar teurer, aber der Wechsel ist bei ausgebautem Kombiinstrument ein Kinderspiel. In Foren habe ich gelesen, daß man auch die Zahnrädchen im Tachogetriebe tauschen kann, aber da googelt lieber nochmal selbst. Halte das selbst für nicht so gut, denn der Tacho kommuniziert mit dem Hallgeber über eine rotierende Kontrastscheibe, die der Hallgeber abtastet. Diese Scheibe altert aber auch und verschmutzt nach Jahren und Kilometern. Sie kann man nicht einzeln erneuern. Also lieber etwas tiefer in die Tasche greifen und die Kohle an einen neuen Tacho hängen, der sich leicht im Kombiinstrument wechseln läßt. Den Zahnradtausch würde ich persönlich nur durchführen, wenn die Zahnräder offensichtlich beschädigt sind.Würde der Tachowechsel auch nichts bringen, täte ich als nächstes meine Aufmerksamkeit einem weiteren mechanischen Verschleißteil unseres mecha-tronischen Regelkreises widmen: Dem Stellmotor der Drosselklappe. Leider ist beim M111 (124.060) dieser nicht von der Drosselklappe zu trennen, das heißt das ganze Aggregat muß getauscht werden, was locker in die 700 € geht. Allerdings läßt sich das Lagerschild aus schwarzem Kunststoff vom Stellmotor abschrauben, welches durch 5 Torx-Schrauben (Innensechsrund mit Innenloch!) gehalten wird. Darunter findet ihr dann die Mechanik des Stellmotors, die man reinigen und mit Vaseline neu einfetten kann. Der Tausch der Drosselklappe ist wie gesagt teuer, aber leicht. Im Anschluß die Zündung über 5 min eingeschaltet lassen, damit sich das System selbst anlernt.


    Und nun ran ans WerkSternsklave