Hallo Freunde des Daimler,
da es die W124 ohne Rost nicht zu geben scheint, habe ich eben einen mit Rost gekauft - irgendwann muss ich ja auch `mal zu Fahren kommen. Es ist ein 280TE von einem netten Forumsmitglied, Mopf 2 aus 1993 mit 223.000 glaubwürdigen Kilometern auf der Uhr, TÜV bis 6/15, Klima, E-Fahrersitz mit Multikonturlehne.
Druckspeicher, Motorkabelbaum, Motorlagerung wurden in den letzten Jahren erneuert. Da alle vier Wagenheberaufnahmen „Farbabweichungen“ aufwiesen, führte die zweite Fahrt gleich in die Schweißerei. Dort riefen dann der Meister und der zufällig anwesende TÜV-Prüfer im Chor: WIE ist denn DER durch den TÜV gekommen?? Beide hinteren Federn gebrochen und eine Bremsleitung so angerottet, dass die Herren den Wagen als nicht verkehrssicher einstuften. Gut, dass ich passionierter Langsamfahrer bin. Ich erröte, denn das mit der Leitung hätte ich auch sehen sollen, aber bei frischem TÜV hat sich das so weggeguckt...
Zum guten Ende sind dann die Werkstattkosten sogar etwas niedriger gewesen als beim Kauf einkalkuliert und in Summa mit dem Kaufpreis hat der Wagen jetzt 3750.- gekostet. Kein Schnäppchen, da noch einiges zu tun ist, aber er gefällt mir, Frau und Tochter und wenn in der nächsten Zeit keine Explosion erfolgt, dann passt das. Denn: Was kostet mich so ein sorgenfreier Tiguan, oder wie der heißt?
Die, wie ich finde, sehr schöne Farbe heißt „Nutria“ (Code:8475), und ist benannt nach diesem possierlichen Tierchen!
Waas!?! Ein Daimler benannt nach einer Ratte?!?! Nun, die südamerikanische Biberratte ist ein Pelzlieferant, Nutriafelle waren besonders in der Kaiserzeit beliebt, Offiziere, Rittmeister und feine Damen ließen sich Mützen, Kragen und ganze Mäntel fertigen. Da hat sich der empörte Anruf bei der Daimler-PR-Abteilung wohl doch erledigt. Die Beplankung soll Karminbraun sein (8482), gibt es da irgendeine „offizielle“ Quelle, wo man die Farbcodes der Saccos nachschlagen kann?
Wie alles in der Welt (außer den Damen) sieht „Brunello“ von Weitem besser aus als aus der Nähe. Alle Türen zeigen den serienmäßigen, gut sichtgeschützten
Rostbefall im unteren Bereich, zweie und sowie Heckklappe haben Blasen um die Türgriffe, was ich vom 123er überhaupt gar nicht kenne: Tadel, Verweis! Erste Probebohrungen lassen aber vermuten, dass da noch `was zu retten ist. Und wo ich gerade bei den Türen bin: Das Tresorgefühl beim Schließen ist beim 123er und 126er doch überlegen, oder was sagt ihr dazu?
Die Karosse hat zwei, drei kleine „aerodynamische Verbesserungen“, die zu glätten sind; die Mittelkonsole ist recht zerkratzt, aber ob das zu tauschen den Aufwand lohnt? Ja, und dann hätte ich den Wagen gerne noch etwas leiser, irgendwie surrt und brummt mir das hier zu viel. Ich bin ja noch in der Einhör-Phase, da ich bisher nur Vierzylinder-Buchhalter im Ohr hatte, ich glaub`aber, dass das ZV-Aggregat unter der Rücksitzbank mitunter ein Eigenleben führt und das Differential oder wer aus der Verwandschaft den Ton nicht recht trifft.
Dennoch fährt der Wagen schön, die R6 und 190PS machen das ruhige Dahinrollen noch etwas entspannter, der Verbrauch lag bisher zwischen 10,1 und 11,3L, es ist massenhaft Platz für Beine und Gepäck und die Dorfbevölkerung hält mich wieder einmal für wohlhabend – wer wird sich denn da ärgern?
Grüße Rainer
Für die Bilder-Fetischisten unter Euch habe ich hier einige eingestellt:
E280T in Nutria