Überbrücken vom Übergas-Schalter

  • Hallo Freunde,


    und noch eine Frage, die mich sehr interessiert...


    hier geht es um das Anfahren im ersten Gang, welches wie folgt im W124-Archiv beschrieben wird:
    Die sauberste Methode zum Anfahren im ersten Gang ist das Überbrücken des Übergas-Schalters. Man fährt damit ab einer Halbgas-Fußstellung praktisch immer im kleinsten, möglichen Gang und verbleibt dort bis in den Begrenzer des Kraftstoffpumpenrelais, eben wie bei Vollgas. Die Charakteristik einer so modifizierten Kombination Motor/Automatik hat nur noch sehr wenig mit dem gemeinsam, was MB ab Werk ausgeliefert hat, zeigt aber, was in so einem Antrieb mit Automatik steckt.


    Nun meine Frage an euch:


    Hat jemand schon einmal den Übergasschalter überbrückt und welche Erfahrung gab es dadurch?
    Welche Auswirkungen gibt es bei der Überbrückung des Schalters für das Getriebe und den Motor?


    Freue mich auf eure Analyse zum Thema


    lg aus Osnabrück
    Dirk

  • Verstehe den Sinn nicht. Wenn man weiß dass man gleich im 1. Gang anfahren will sperrt man die Automatik vorher auf 2 dann schaltet er kurz vorm Stillstand nämlich in den Ersten.
    Oder man bewegt das Pedal beim Anfahren sehr schnell und weit, dann schaltet er sofort zurück in den 1. Gang.
    Aber immer den 1. Gang voll ausdrehen müssen ist doch völlig unsinnig und schädlich. Untenrum ziehen die 6-Ender eh nicht besonders gut da macht es mehr Spaß während der Fahrt von 4000U/min im 2. Gang loszusprinten.

  • ...bin ein sehr sinniger Fahrer und liebe mein Auto so, wie es ist und so, wie es sich fährt aber es ist doch immer wieder sehr spannend zu lesen, was man mit einigen Änderungen bewirken kann. Diese Tipps kommen nicht von mir, sie stehen unter W124 im Archiv und ich bin halt einfach neugierig, ob jemand diese Sachen ausprobiert hat.


    Jeder weiß, dass Einstellungen "Ab Werk" für das Fahrzeug wohl am besten sind, doch es gibt auch welche unter uns, die mögen den Reiz der Veränderung...


    lg, Dirk

  • Bin ne Weile damit rumgefahren. Hatte den E/S Schalter als Trigger genutzt. Dadurch gab's keine Probleme mit KD auf E; sonst muss man eben zwei Kreise überbrücken.
    Hab's letztendlich noch seltener genutzt als das E-Programm vorher.


    Das Getriebe schaltet im Stand nicht(!) in die erste Fahrstufe. Der Martens schrieb so einige interessante Artikel aber auch einigen Murx. Alles was mit Getriebe zu tun hat ist an der einen oder anderen Stelle verdreht oder schlicht falsch. Die KD-Brücke zum Anfahren im Ersten ist der letzteren Kategorie zuzuordnen.


    Was richtig ist: Mit aktivem KD-Schaltkreis wird wesentlich energischer zurückgeschaltet und höher ausgedreht. Nicht automatisch im Stand in den ersten und auch nicht jede Fahrstufe bis in den Begrenzer, wenn nicht ausreichend Gas gegeben wird. Am einfachsten ist's vielleicht beschrieben mit "Kennlinienänderung". Gibt keine Kennlinie in dem Sinne aber so ist's anschaulich. Kennst du diese "DTE Pedalbox" für E-Gas Systeme? So ähnlich wirkt sich die KD-Überbrückung aus. Nur eben nicht auf die Drosselklappe sondern auf den Steuerdruck im Schaltschieberkasten. Bei wenig Gas ist alles wie immer aber je mehr Gas du gibst, umso progressiver weicht die "Kennlinie" der KD-Brücke vom normalen Fahrprogramm ab. Vergleichbar mit stärker gespanntem Steuerdruckzug, der sich auch über seine Endstellung hinaus betätigen lässt. Und das schon bei relativ wenig Pedalweg. Bei 75-80 bewirkt 3/4 Gas z.B. spontanes runterschalten in die 2. Fahrstufe. Macht ein unglaublich spritziges Fahrgefühl - aber eben nur in seltenen Situationen. In der Stadt z.B. echt bescheiden wenn du nach dem Anrollen nicht aufpasst und für einen Spurwechsel oder so durch unbedachtes Gasgeben auf einmal die erste Fahrstufe drin ist. Genauso schnell wie beim Gasgeben runtergeschaltet wird, kommt beim Gaswegnehmen eben auch wieder die nächsthöhere Fahrstufe. Das kann recht hektisch werden.


    Ne andere Beschreibung wär vlt noch der Vergleich zu einer späte-90er/frühe-2000er BMW Box. So von der Spontanität und "Spritzigkeit" her. Nur ohne die Ausgereiftheit und Professionalität.


    Ich würd's keinem empfehlen. Mal interessant gewesen die Erfahrung aber für's normale Fahren im Alltag echt unpraktisch. Für den Track-Day definitiv ne Überlegung wert.

  • ...danke Sascha, hast du super erklärt. Selbst ich als Laie verstehe, dass Veränderungen am Motor, Getriebe etc. möglich sind aber auf Dauer schlechte Auswirkungen haben können.


    War halt ein langweiliger und trüber Sonntag und da habe ich viel im Archiv gelesen.
    lg, Dirk

  • Nee so unglaublich schädlich würd ich das nicht einschätzen. Klar gibt dann paar mehr Schaltvorgänge aber zum Schalten ist das Dingens nunmal gebaut worden. Im Artikel von Martens steht glaub ich auch richtigerweise, dass der Schaltvorgang beim eigentlichen KD sogar bisschen harmonischer Abläuft, weil geschaltet wird, bevor volles Moment anliegt.
    Auf Verschleiß wollt ich jetzt auch nicht raus. Den hast immer irgendwo. Langsame Schaltvorgänge verbrennen dir die Innereien vom Getriebe, zu schnelles Schalten zerlegt dir den restlichen Antriebsstrang drumrum. Da kommt's dann eher auf Fahrweise, Streckenprofil und Lastprofil an. Mir hat das hektische Verhalten halt nicht so zugesagt. In 97% der Fälle ist das ganz normale S-Programm das sinnvollste. Und wenn's mal schneller gehen muss, wird halt reingelatscht bis auf den Schalter und dann geht's auch vorwärts. Das KD-Programm schon vorgewählt zu haben ist im normalen Betrieb meist garnicht auffällig und wenn es auffällt, dann häufiger unangenehm in unpassenden Situationen als wenn es wirklich gebraucht wird.
    Ich hatte mir damals erhofft dass das sofortige Hochschalten beim Gaswegnehmen bisschen verzögert wird. Dem war nicht so. Nur "Vorteile" beim schnellen Runterschalten.