Tach an alle Sternenpiloten
Hui, das freut mich aber sehr, dass es dir gefällt, Tom! Genau die Kombination - schwarzglänzende Stahlfelge mit Chromring - hat mich auch zu dem Felgendesign inspiriert. Ein 124er war so angezogen unterwegs, der an der Ampel neben mir stand. Die Richtung gefiel mir - allerdings fand ich den Chromring am 124er nicht ganz so passend - aber in silber gefällt es mir doch ganz gut
So, auch, wenn ich viele von euch mit meinem neuen Felgendesign anscheinend vergrauelt habe , möchte ich euch nun doch ein wenig von der "Wiederbelebung" des alten Kahns berichten. Nun aber chronologisch. Heute möchte ich euch also erzählen...
Warum Hein blöd wurde.
Ich hätte es mir wirklich von vornherein denken können.
Nein. Denken müssen.
Wer die Geschichte von Hein bisher hier verfolgt hat, weiß ja: Hein ist wieder fahrbereit und hat inzwischen auch den ersten Roadtrip mit mir überstanden. Doch das wäre alles fast ganz anders gekommen. Noch nie habe ich beim Schrauben so viel geflucht, geblutet oder geschrien wie beim Arbeiten an dieser alten Limousine. Und genau darüber werden die nächsten Berichte handeln. Darüber, wie die alte Limousine mich an den Rand der Verzweiflung brachte, warum ich auf einmal einen Hass auf alte Mercedes entwickelte und warum mich der Wagen sogar mehr oder weniger ins Krankenhaus beförderte...
Aber schauen wir noch einmal kurz zurück.
Ich hatte mich ja nach einigen tausend Test-Kilometern dafür entschieden, den alten Mercedes als Reisebegleiter für lange Roadtrips wieder fit zu machen. Irgendwie hatte ich Mitleid mit der alten Limousine, deren sieben Vorbesitzer es wohl nicht immer gut mit ihr meinten und die Wartung ein bisschen schleifen ließen. Ich wollte dem alten 230E, den ich für achthundert Euro kaufte, ein neues Leben spendieren. Mein Plan war, den Wagen weiterhin ab und zu mal zu fahren und Stück für Stück die Baustellen abarbeiten. Neben der Innenraumreinigung, (die doch recht zügig von statten ging) sollten die Bremsen überholt werden, das Fahrwerk sollte eine Kur bekommen, das ABS sollte auch wieder zur Mitarbeit überredet werden und allgemein sollte der Wagen technisch gesehen mal so richtig auf Vordermann gebracht werden. Das alles sollte Baustelle für Baustelle an Wochenenden abgearbeitet werden.
Das Bild nicht zu ernst nehmen...
So war der Plan.
Und so blieb der Plan auch. Zumindest bis zum 09. April 2018. Am Abend dieses Montages (Eigentlich hätte ich mir denken können, dass etwas schief geht - wer mag schon Montage?!) wollte ich nur einmal sehen, wie "Hein" mit den Gullideckel-Alufelgen denn so aussieht, die ich kurz zuvor für 65€ bei Ebay-Kleinanzeigen gefunden hatte. Schon beim Herausfahren aus dem Carport merkte ich, dass der Wagen irgendwie nicht so leichtfüßig losfuhr wie sonst und irgendetwas scheuerte. Allerdings dachte ich mir nicht viel dabei. Hier an der Nordseeküste kann es schnell mal passieren, dass dank der hohen Luftfeuchtigkeit und der salzigen Luft Bremsscheiben schnell Rost ansetzen. Hein stand zuvor ein paar Tage, zudem hatte es geregnet. Erst als ich die Alufelgen montiert und losfahren wollte, merkte ich, was wirklich passiert war. Die hinteren Bremssättel hatten wirklich überhaupt keine Lust mehr ihrer Arbeit nachzugehen und waren fest. So richtig fest. Hein ließ sich keinen Meter mehr vor oder zurück bewegen. Dass die Bremsscheiben und -klötze hinten ihr Verfallsdatum eh schon lange überschritten hatten, half wohl auch nicht gerade. Der Motor hatte einfach keine Chance, die 1400 kg zu bewegen. Sofort musste ich an den Ölwechsel denken, bei dem Hein auch zickte, obwohl man es gut mit ihm meinte. Es war nicht leicht, die Bremsen hinten wieder zu lösen, um den Wagen wenigstens noch in das Carport zu fahren, in dem er am wenigsten störte, aber irgendwann (und mit viel Gefluche - wie viele Synonyme für "Schrottauto" fallen euch ein?) klappte es.
Und ich denke, hier war es dann auch, als ich (voller Adrenalin vom vielen Fluchen) den größten Fehler begangen habe, den ich je in Sachen Autos gemacht habe. Zumindest dachte ich das ganz, ganz lange.
"Von einem Mercedes lasse ich mich nicht auf den Arm nehmen!"
Laut verkündete ich meinen neuen Plan, ohne dass mir auch irgendjemand zuhörte. Nicht einmal mein Schrauberhuhn Hennriette, das mir ansonsten auf Schritt und Tritt folgt, war in der Nähe. In meinem Wutrausch war ich der Meinung, dass nun, wo Hein eh erst einmal ein paar Tage außer Gefecht sein sollte, der perfekte Zeitpunkt gekommen wäre, mir auch einmal ein Bild von den restlichen Baustellen zu machen. Ein paar neue Buchsen an der Vorderachse, ein paar neue Stoßdämpfer - und neue Bremsen hinten? So schwer könnte das ja nicht sein. Und geschweißt werden müsste ja nichts, schließlich hatten mir zwei Mercedes-Experten einen sehr guten Karosseriezustand bescheinigt... Und so kam es dann, dass ich mit immer noch leicht erhöhtem Puls den Werkzeugwagen holte.
Die Motivation war riesig groß, als ich anfing die Plastikschweller abzubauen. Ich hatte ja noch keinerlei Ersatzteile bestellt, um eine der anderen Baustellen zu beginnen, aber ich wollte den sonnigen Abend noch unbedingt produktiv nutzen. Während andere lieber an den Strand gehen und dort den Sonnenuntergang genießen, fand mein Hirn (Das anscheinend schlimme Zündaussetzer hatte) es einen viel cooleren Plan, hinter den Plastikverkleidungen mal so richtig sauber zu machen. Ich wusste, dass die Wagenheberaufnahmen leicht flugrostig waren. Und einmal mit der Drahbürste drüber und grundieren? Das ginge auch ohne irgendwelche Ersatzteile.
Doch ich merkte dann doch recht schnell, dass selbst Mercedes-Experten einmal irren können. Mit jeder Schraube, die ich Hein raubte, wurde die Anzahl der Baustellen mehr. Überall tauchte Rost auf. Überall konnte man sehen, dass der Wagen eine lange Zeit lang keine Pflege bekommen hatte. Hein glich (wenn ich das nun so sehe) einem Schrotthaufen. "Willst du dir die Arbeit wirklich antun? Wenn du ihn schlachtest, bekommst du dein Geld doch raus!", sagten einige Menschen, die das rostige Gerippe im Carport sahen. Ich konnte sie nicht verstehen. Schließlich waren da ja nur die beiden Schwellerenden vorne zu schweißen. Und das bisschen Fahrwerk und Bremsen. Ein Kinderspiel! Immer noch überzeugt von Hein machte ich also weiter. Eingeplant hatte ich (Mit Wartezeit auf die Ersatzteile) so gut zwei Wochen Stillstand. Dann (so dachte ich), sollte alles wieder fit sein. Dass es zwei Monate voller Fluchen, Hass und Blut werden sollte, konnte (oder wollte?) ich noch nicht ahnen.
Man sagt ja, es gibt Menschen, die wären blind vor Liebe. Aber als Schrauber ist man wohl eindeutig eher Blind vor Rost.
Oder so.