Automatikgetriebe Probleme

  • Guten Abend zusammen,

    Ich besitze seit nicht langer Zeit einen W124 E220 BJ 1993 mit 190 Tkm. Leider stimmt was mit dem Automatikgetriebe nicht mehr. Wenn ich anfahren möchte dreht die Drehzahl hoch, anfahren tut er aber sehr sehr langsam, hat er aber etwas Geschwindigkeit erreicht, rupft er den nächsten Gang rein und er fährt sich normal weiter. Rückwärtsgang funktioniert einwandfrei. Ich hab schon einiges gelesen und bin auf die Federführung (A1262704477) gekommen, die eingebaut wird wenn es rutscht zwischen Gang 2 und 3. Hat hier jemand vielleicht schon mal das selbe Problem gehabt und könnte darüber mal berichten ?

    Öl und Filter wurden vor ca. 10 Tkm gewechselt.

    Vielen Dank im Voraus

  • Zur hilfreichsten Antwort springen
  • Ist genug Öl drinnen? (Bei warmen, laufendem Motor prüfen, das von der Automatik, nicht vom Motor)

    Wie fährt er denn an wenn du in den ersten Gang gehst? Wählhebel im Stillstand auf 2 schalten?

    Bei solchen Problemen hilft das Federpaket nicht mehr, da ist (wahrscheinlich) die Kupplung K1 kaputt und großartig rum fahren würde ich auf der rutschenden Kupplung nicht mehr.

  • Ölstand ist korrekt. Wenn ich in Fahrstufe D anfahren möchte geht die Drehzahl hoch, anfahren tut er aber sehr langsam, im 2 Gang verhält er sich genauso. Sobald man aber ein bisschen Geschwindigkeit erreicht hat, rupft er kurz und fährt ganz normal und es geht vorwärts. Würden noch andere Defekte Bauteile in frage kommen außer die Kupplung K1 ? Getriebe zerlegen und nachschauen bzw. Teile tauschen wäre jetzt nicht das Problem, zeitlich im Moment aber leider nicht machbar. Deswegen war der Gedanke die Federführung für K1 erstmal zu wechseln, kostet ja nicht viel und zeitlich nicht so aufwändig wie das komplette Getriebe zerlegen. Getriebe ist das 722 428 verbaut.

  • Also erst einmal fahren die Getriebe serienmäßig im zweiten Gang an, nur ab -fast- Vollgas in Fahrprogrammstellung S, bei Kickdown oder wenn man den Wählhebel im Stand / bei sehr niedriger Fahrgeschwindigkeit auf 2 stellt, fahren die Getriebe im 1. Gang an. Ausnahme ist nur der 280er Motor.

    Wenn du das mit dem Wählhebel ausprobierst, bleibt er im 1. Gang bis die Schaltdrehzahl von ca. 6.000UPM erreicht ist / die Schaltmarkierung für den ersten Gang aufm Tacho und geht dann in den zweiten, bei ca. 55/60km/h.

    Deiner Schilderung nach interpretiere ich, das wir hier ein Problem im 2. Gang haben.


    Der Umbau des Federpaketes bewirkt, das der Gangwechsel von 2 auf 3 mit einem geringeren Modulierdruck stattfindet. Der Modulierdruck ist der Schaltgegendruck, das heist der eigentliche Arbeitsdruck am Kolben LB1 der für die Kupplung K1 verantwortlich ist, wird dann beim schalten etwas höher.

    Das Getriebe schaltet dann vom 2. auf den 3. Gang straffer und so kann man Verschleiß an der Kupplung K1 etwas kaschieren, wenn das Getriebe beim schalten von Gang 1 auf 2 hochdreht.
    Das betrifft aber nur den Schaltvorgang, ist die Kupplung so defekt das sie schon bei der Fahr durchrutscht, dann ist sie völligstens kaputt und dann bringt dich ein Wechsel des Federpaketes nicht weiter.

    Natürlich kann auch ein Regelungsdefekt im Bereich Schaltschieber vorliegen oder ein Defekt an der Ölpumpe, das ist aber sehr unwahrscheinlich wenn die anderen Gänge normal funktionieren. Es bleibt dir nichts anderes übrig, als das Getriebe aus zu bauen und dann weiter zu gucken.

    Ein komplettes Zerlegen des Getriebes ist dafür nicht erforderlich, die Kupplung K1 sitzt hinter der Primärpumpe vorne im Getriebe, die hat man nach 10 Minuten in der Hand.
    Zur Instandsetzung ist eigentlich nicht mehr als ein 13er Schlüssel und ein Lüsterklemmenschraubendreher erforderlich.

    Fahren mit einer durchrutschenden Kupplung führt dazu, dass die Kupplung sehr heiß wird, das Öl im Getriebe verbrennt, die Reste sich durchs ganze Getriebe verteilen und nach dem Abfackeln der Kupplungsbeläge die sich dann auch durchs Getriebe verteilen, die Stahllamellen ausglühen. Davon rate ich ab. Der Schaden wird dann teurer als n Leihwagen...

  • Leider ja, die Kupplung sitzt von vorne hinterm Primärpumpengehäuse hinterm Wander...
    Das teuerste wird der Aus/Einbau sein...
    Man könnte natürlich auch den Motor ausbauen und sich zur Reparatur in den Motorraum quetschen, aber das ist in etwa wie n Ostfriesischer Glühlampenwechsel...

  • Habe gestern mal die Ölwanne abgebaut. Da die Federführung K1 gestern früh schon bestellt wurde bei MB dachte ich, ich probiere es einfach mal aus und siehe da, es lag was in der Ölwanne drin. Habe mal weiter zerlegt um zu sehen woher das kommt.

    Der Kunststoff Ring war anscheinend eine Art Sicherung für den Stift. Jetzt ist die Frage, neuen Kunstoff Ring besorgen und einbauen in der Hoffnung das es an ihm lag ?

  • Oh, da war meine "Ferndiagnose" wohl verkehrt. So ist das halt, wenn man nicht selbst mit dem Auto gefahren ist. Da sind so Ferndiagnosen immer schwierig...
    Bei dem Fehler fährt das Auto eigentlich gar nicht mehr Vorwärts, sondern nur Rückwärts. Frag mich nicht, wie du es geschafft hast das die Karre noch vorwärts fährt...
    Muss sich das Bremsband irgendwo auf der Kupplung K2 verklemmt haben...


    Das ist das Druckstück vom Bremsband B2 hinten.
    Wenn das Bremsband B2 nicht gebrochen ist, dann hast du wohl Glück gehabt.
    Das passiert eigentlich nur bei den frühen Baujahren.
    Das ist kein Kunststoffring, das war mal ein Gummiring der den Druckstift im Bremsbandkolben in Fahrtrichtung HR gehalten hat.
    Wenn die Bremsbänder verschleißen, dann kann es passieren das das Spiel so groß wird, das das Teil raus fliegt.
    Die Teile gibt es in unterschiedlichen Längen, ausmessen und Stück länger bestellen. Das Band sollte danach aber nicht klemmen.
    Anschließend seitlich am Getriebe den Bremsbandkolben raus nehmen und mit etwas größerem Druckstück und Dichtungen wieder zusammen bauen.
    Das ist der große Blechdeckel hinten Rechts mit dem Sprengring, darunter sitzt der Betätigungskolben, das kannst du komplett raus nehmen.
    Ist n bisschen fummelig, aber mit nem Reifenmontierhebel und ner großen Nuss und ggfls. 2. Mann der anpackt, gehts.
    Die Reparatur erfordert keinen Ausbau des Getriebes. Das geht in eingebautem Zustand machbar. Vorausgesetzt das Bremsband ist nicht gebrochen, dann muss das Getriebe raus und von vorne komplett auseinander gebaut werden.

    Sei vorsichtig bei der Montage / Demontage des Schaltschieberkastens, das dir da nichts raus fällt...
    Und nicht das andere Federpaket einbauen, der Fehler bei deinem Getriebe liegt NICHT an der K1 Kupplung sondern am Bremsband B2, baust du nun das Federpaket mit der 126er Teilenummer ein, hast du zu viel Schaltdruck auf der K1 Kupplung, dann tritt er dir beim Gangwechsel 2 auf 3 jedes Mal ins Kreuz.

    • Hilfreichste Antwort

    Das Teil, was da neben dem Druckstift liegt, kostet ca. 4€ bei DB und ist lieferbar.

    Reparatur ist simpel.


    Öl ablassen und Schaltschieberkasten abschrauben und zusammen lassen und nicht drehen oder kippen und auf sauberes Tablett legen. Position der Schrauben merken, da einige länger sind. Dann Ölfilter mit 3 Kreuzschrauben abnehmen und anschließend die Spannfeder abbauen, die auf den gezackten Halbmond drückt. Merk dir, auf welcher Taste dieser steht für den Zusammenbau.

    Anschließend kannst du den hinteren Teil dort abschrauben und weglegen.

    Dann kannst du von unten auf das Bremsband sehen und musst zuerst den neuen Kunststoffring einsetzen. Dazu diesen mit einer Spitzzange vor die Hülse setzen, die du erkennen kannst.

    Jetzt mit einem großen Schraubenzieher vor den Ring und diesen so aufdrücken.


    Wenn der Ring sitzt, den alten Stößel wieder einsetzen, indem du das Bremsband mit einem Hebel/Schraubenzieher zur Beifahrerseite drückst. Dann ist Platz da, um den Stössel wieder einzusetzen. Schau dir vorher an, welche Seite grade so durch den neuen Ring passt (ich meine die schmalere) und setze den Stössel erst beifahrerseits grade ein, so dass er mit der schmalen Seite zum neuen Ring zeigt. Wenn der Stössel grade sitzt, das Bremsband zur Beifahrerseite drücken, so geht er dann wieder mit etwas Druck durch den neuen kunststoffhaltering und ist wieder eingebaut.


    Dann alles wieder in umgekehrter Reihenfolge zusammenbauen.

    Die SW 10 Schrauben des hinteren Deckels und des Schaltschieberkasten bekommen 20-25 Nm.


    Hört sich komplitziert an, ist aber nicht schwer. Am längsten dauert Öl ablassen und alles freibauen wie beschrieben. Das Einsetzen des Kunststoffrings und Stössels dauerte bei mir zuletzt nur 3-4 Minuten.


    Erstaunlich ist wirklich, dass das Getriebe ohne den Stössel überhaupt noch vorwärts fuhr! Kenne das auch nur so, dass vorwärts gar nichts mehr geht.


    Nimm nen neuen Filter, Dichtung und neues Öl.

  • Es hat alles wunderbar funktioniert, vielen Dank für eure Hilfe. Man muss auch mal Glück haben, ich hab am Anfang an das schlimmste gedacht. Alles schön von unten zusammen gebaut ohne das Getriebe auszubauen. Ersatzteil war lieferbar und kostet tatsächlich ca 4€ wie Dauerbenz gesagt hat. :) :thumbup: :sdanke:

  • Mark-86

    Hat einen Beitrag als hilfreichste Antwort ausgewählt.
  • Mark-86

    Hat einen Beitrag als hilfreichste Antwort ausgewählt.